Schritt für Schritt zur*m Tagesmutter*vater

Das Konzept der sanften Eingewöhnung

Herzlich Willkommen im Tageselternzentrum! Schön, dass Sie sich für die Betreuung bei einer*m Tagesmutter*vater entschieden haben.

Die erste Erfahrung auf längere Zeit von einer geliebten Bezugsperson getrennt zu sein, kann für ein Kind sehr belastend sein. Deshalb ist es uns wichtig, Ihrem Kind den Übergang von Familie zur Tagesbetreuung so angenehm wie möglich zu machen.

Hier einige Tipps wie Sie Ihrem Kind helfen können, sich gut auf die neue Situation einzustellen:
  • Sprechen Sie immer wieder mit Ihrem Kind (auch wenn es noch sehr jung ist) über die bald anstehende Veränderung. Gehen Sie zur Vorbereitung vielleicht auch einige Male am Haus der*s Tagesmutter*vaters vorbei.
  • Je älter das Kind, desto mehr kann es in Vorbereitungen für die*den Tagesmutter*vater eingebunden werden. (z.B.: Hausschuhe einkaufen, Sackerl für Ersatzwäsche aussuchen,…)
  • Buchtipp: „Ein Tag bei meiner Tagesmama“ von Marion Klara Mazzaglia
  • Ausreichend Zeit für die Eingewöhnung planen: Je früher Sie mit der Eingewöhnung beginnen, desto angenehmer und stressfreier verläuft diese für Ihr Kind. Planen Sie gemeinsam mit der*m Tagesmutter*vater den nötigen Zeitrahmen für die Eingewöhnung und klären Sie das rechtzeitig mit Ihrem Arbeitgeber ab. (z.B.: flexible Arbeitszeiten in den ersten Wochen, falls Ihr Kind mehr Zeit benötigt und anfangs nur bis Mittag bleiben kann,…)
  • Oft hilft es Kindern in der ersten Zeit ein vertrautes Stück (=Übergangsobjekt) von zu Hause mit zu nehmen, an dem sie sich „festhalten“ können. Das können ganz unterschiedliche Gegenstände sein wie z.B.: Kuscheltier, Kuscheltuch, Lieblingsspielzeug, Mamas Schal,…
  • Besprechen Sie mit der*m Tagesmutter*vater was Ihnen für die Betreuung Ihres Kindes besonders wichtig ist und welche Gewohnheiten und Interessen Ihr Kind hat. Damit stellen Sie nicht nur Ihr Kind vor, sondern es kann auch besprochen werden, wie und ob sich der Alltag bei der*m Tagesmutter*vater von bisherigen Alltag Ihres Kindes unterscheidet. Sie können sich also alle besser auf eventuelle Unterschiede vorbereiten.

Kennenlernen und Vertrauen aufbauen

Am ersten Tag der Eingewöhnung lernen Sie gemeinsam die*den Tagesmutter*vater, die Räumlichkeiten und die anderen Kinder näher kennen. Erst langsam kann Vertrauen entstehen und Sie können Ihr Kind dabei unterstützen, indem Sie ihm den Freiraum geben neue Situationen zu erkunden. Sie stärken Ihr Kind vor allem indem Sie aufmerksam teilhaben. Konkret bedeutet das, dass Sie sich einen Platz im Raum suchen, an dem Sie es sich gemütlich machen und Ihrem Kind eine sichere Basis bieten. Es kann sich jederzeit an Sie wenden und Sie sind da, wenn es Sie braucht. Um diese Sicherheit wachsen lassen zu können, ist es notwendig, dass Sie so gut es geht an diesem Platz bleiben. Sollten Sie aus irgendeinem Grund aus dem Raum gehen müssen, sagen Sie Ihrem Kind wo Sie hingehen (z.B.: „ich hole etwas aus dem Rucksack im Vorzimmer und bin dann gleich wieder da“) damit es immer weiß was gerade passiert. Wenn ihr Kind genügend Vertrauen aufgebaut hat, zeigt es das indem es sich den angebotenen Spielmaterialien widmen kann, sich auf Spiele mit anderen Kindern einlässt und in Kontakt mit der*m Tagesmutter*vater tritt. Wann diese Sicherheit da ist, ist sehr individuell und kann daher alleine von Ihrem Kind entschieden werden. Für uns Erwachsene bedeutet das oft geduldig zu sein, und das Tempo des Kindes vertrauensvoll abzuwarten.

Erste Verabschiedung

Wenn ihr Kind sich mit der Umgebung und den neuen Personen vertraut gemacht hat kann eine erste Trennung versucht werden. Die*der Tagesmutter*vater beobachtet genau wann es soweit ist, und wird mit Ihnen darüber Rücksprache halten. Gemeinsam besprechen Sie dann den Zeitpunkt der ersten Verabschiedung. Wenn es soweit ist, erklären Sie Ihrem Kind in Ruhe, dass Sie jetzt kurz weg gehen werden und in dieser Zeit die*der Tagesmutter*vater da sein wird. Mit dieser Erklärung übergeben Sie Ihr Kind bewusst und zuversichtlich der*dem Tagesmutter*vater.  Es kann sein, dass Ihr Kind protestiert und nicht möchte, dass Sie gehen. Bitte gehen Sie trotzdem aus dem Raum, damit Ihr Kind den ersten Schritt der Verabschiedung kennenlernen kann und die Erfahrung macht: „Es ist zwar traurig wenn du gehst, aber du kommst wieder zurück!“

Sollten Sie Befürchtungen oder Bedenken bezüglich der ersten Trennung haben, besprechen Sie diese mit der*m Tagesmutter*vater. Je sicherer Sie bei der Verabschiedung sind, desto besser wird es Ihrem Kind gelingen sich zu lösen.

Jedes Kind ist einzigartig und genauso individuell wie die Persönlichkeit Ihres Kindes, wird auch die Eingewöhnung sein. Daher können und wollen wir auch keine allgemein gültigen Aussagen über die Dauer und den Verlauf des Eingewöhnungsprozesses machen. Wichtig ist, dass Sie sich ausreichend Zeit nehmen und mindestens 6 Wochen einplanen, bevor Sie wieder in den Beruf starten. Über die 6 Wochen hinaus wäre es wichtig einen Plan zu haben, wer im Notfall einspringen kann, falls ihr Kind anfangs noch früher abgeholt werden muss.

Je nachdem wie der erste Trennungsversuch verläuft kann abgeschätzt werden, wie die Eingewöhnung weiter gehen soll. Wenn es Ihrem Kind noch sehr schwer fällt Abschied zu nehmen werden die Zeiten, in denen Sie aus dem Raum gehen noch sehr kurz sein. Denn dann gilt es Vertrauen aufzubauen und eine Routine zu entwickeln in der Ihr Kind den Abschied und die Wiederkehr kennenlernen kann. Wenn Ihr Kind sich von Anfang an gut von der*m Tagesmutter*vater trösten lässt und sich offen der neuen Umgebung zuwenden kann, wird der Abstand zwischen Verabschiedung und Abholen langsam gesteigert. Immer darauf bedacht, dass es Ihrem Kind in der Situation gut geht und es den Stress, der eine Eingewöhnung bedeuten kann, gut bewältigt.

Den Alltag bei der*m Tagesmutter*vater erleben

Ihr Kind lernt nun immer neue Situationen bei der*m Tagesmutter*vater kennen und gewöhnt sich Schritt für Schritt an die neuen Abläufe. Dabei ist es wichtig, dass Sie in der ersten Zeit noch in der Nähe bleiben, damit Sie schnell zur Stelle sind, falls Ihr Kind sie doch noch braucht. Oft kann es sehr ungewohnt sein, plötzlich Zeit zu haben und doch auf „Abruf“ bereit sein zu müssen. Versuchen Sie die kleinen Pausen bewusst zu genießen und gönnen Sie sich die Auszeit, um dann wieder entspannt Ihr Kind abzuholen. Das tut nicht nur Ihnen gut, sondern auch Ihrem Kind.

Bei offenen Fragen, wenden Sie sich gerne an Ihre*n Tagesmutter*vater. Sollten es Fragen geben, die auch diese*r nicht beantworten kann, steht Ihnen das Tageselternzentrum-Team gerne zur Verfügung!

 Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie einen tollen Start in die Tagesbetreuung!

Denise Zieser-Neumann, BA